
Die Karnevalszeit bietet vor allem im Rheinland die Möglichkeit, sich einmal mit etwas anderem als den täglichen Herausforderungen zu beschäftigen. Allerdings stehen danach in diesem Jahr besonders viele Aufgaben an, die es zu bewältigen gilt. Das betrifft nicht nur die Bundespolitik, die nach der Bundestagswahl möglichst schnell eine funktionierende Koalition hervorbringen soll. Wobei unsere Erfahrungen mit Schwarz-Rot – von einer großen Koalition kann man angesichts der Erfolge der Parteien am linken und rechten Rand sowie der Verluste der SPD ja kaum reden - bisher wenig von Fortschritt und Wirtschaftsfreundlichkeit geprägt waren. Genau letzteres brauchen wir jetzt aber dringend, sonst wird unser Land in allen bekannten internationalen Rankings noch weiter nach hinten durchgereicht.
Auch in unserer schönen Stadt Ratingen läuft nicht alles so wie wir es uns wünschen. In der ersten „Stimme der Wirtschaft“ des Jahres 2025 hatte ich im Januar darauf hingewiesen, dass die sehr positiven Zahlen aus dem damals gerade erschienenen Statistischen Jahrbuch 2023 veraltet sind. Das hat sich nun bestätigt mit dem Statistischen Jahrbuch 2024, das die Zahlen zum Jahresende 2023 enthält.
Erstmals ist die Zahl der Einpendler im Jahr 2023 gesunken, und zwar von knapp 36.000 auf weniger als 35.000 – das ist ein Rückgang um 2,9 Prozent. Nun mag man anmerken, dass vielleicht mehr Mitarbeitende im Homeoffice arbeiten – auffällig ist der Rückgang aber schon, zumal auch in der Coronazeit die Zahl der Einpendler weiter gestiegen war.
Ebenfalls zurückgegangen, und zwar um gut 10 Prozent, ist der Pendlersaldo, also der Überschuss der Einpendler über die Auspendler. Ein weiterer Hinweis, dass es in Ratingen weniger Arbeit gibt. Das passt zur Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Ratingen: während ihre Anzahl in den zehn Jahren von 2013 bis 2022 kontinuierlich um zwanzig Prozent gestiegen war, gab es 2023 erstmals einen Rückgang um 2,3 Prozent.
Es kommt hinzu, dass Ratingen immer älter wird. Von 2013 bis 2023 hat die Zahl der über 80-Jährigen um 63 Prozent zugenommen. Mit einem Anteil von 25,3 Prozent ist heute jeder vierte Ratinger älter als 65 Jahre. Eggerscheidt ist mit einem Anteil der mehr als 65-Jährigen von 33 Prozent übrigens am ältesten.
Während das zunehmende Durchschnittsalter der Ratinger Bürgerschaft in erheblichen Teilen nur den Bundes- sowie Landestrend nachzeichnet, müssen uns die Veränderungen bei der Zahl der Beschäftigten mit Arbeitsort Ratingen unruhig machen. Denn Arbeitsplätze werden von Unternehmen am Standort zur Verfügung gestellt. Und die leiden zwar weiterhin unter dem Fachkräftemangel – es wandern aber auch mehr Unternehmen ab. Esprit-Insolvenz, Wegzug von Spie und Schneider Electric – das darf uns nicht kalt lassen. Ratingen muss jetzt durchstarten und sich attraktiver machen für neue Unternehmen. Denn es kommt noch etwas hinzu: wenn die A44 wirklich fertiggestellt wird, werden auch Städte wie Heiligenhaus und Velbert für Neuansiedlungen attraktiver. Die Konkurrenz schläft nicht.
Dr. Axel Mauersberger
Geschäftsführer