Visionen und der Mut zum Unternehmertum


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Ratingen ist eine attraktive Stadt, für die hier lebenden Menschen genauso wie für Unternehmen. Letzteres wurde gerade wieder bestätigt in einem Ranking von „Die Deutsche Wirtschaft“ mit Platz 43 unter insgesamt 3807 Standorten in Deutschland. Allerdings kann man über die Aussagekraft solcher Hitlisten streiten – Düsseldorf liegt auf Platz 5, Duisburg auf Platz 22.

Auch in Ratingen ist es nicht einfach, neue Betriebe in die Stadt zu holen. Gerade in der Corona-Pandemie haben viele Unternehmen ihre Pläne für Erweiterungen zurückgestellt. Mehr mobile Arbeit und Shared Spaces in den Büros führen dazu, dass der Bedarf an Büroflächen bei den Unternehmen tendenziell zurückgeht. Da ist es gut zu hören, wenn Ratinger Unternehmen, die sich verändern wollen, der Stadt erhalten bleiben. So etwa die Niterra EMEA GmbH (vormals NGK Spark Plug Europe GmbH), die im kommenden Jahr von Tiefenbroich auf das Balcke-Dürr-Gelände ziehen wird in das Gebäude, in dem seit Mitte letzten Jahres auch FUJIFILM ansässig ist.

Andererseits ist zu konstatieren, dass die weitere Vermarktung des Balcke-Dürr-Geländes nicht so läuft, wie man das vor der Pandemie noch angenommen hatte. Außerdem bedeutet der Umzug eines Unternehmens innerhalb der Stadt immer auch einen potenziellen Leerstand am alten Standort – man denke nur an Mitsubishi Electric, die nun schon seit sieben Jahren in ihrem neuen Gebäude auf dem Balcke-Dürr-Gelände ansässig sind.

Zu einem Standort gehört auch immer eine Vision. Das verdeutlichte vor kurzem Dr. Jörg Haas bei seinem Vortrag „Mut zum Unternehmertum“ vor Ratinger Unternehmer*innen und Mitgliedern der Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford. Als einer von zwei Gründern des Softwareunternehmens GWI AG entwickelte er das Krankenhausinformationssystem ORBIS, im Jahr 2005 wurde das Unternehmen dann für 354 Mio. EUR verkauft. Außerdem hatte er die Vision, das Gelände des früheren Zementwerks im sogenannten Bonner Bogen direkt am Rhein zu einem Hightech-Standort zu entwickeln – mit modernsten Bürogebäuden, einem futuristischen Hotel und ausgezeichneten Restaurants mit Blick auf Rhein und Siebengebirge. Abbringen von diesem Ziel ließ er sich auch nicht durch die Schwierigkeiten mit der deutschen Verwaltung. „Ich habe den Hightech-Standort Bonner Bogen gebaut trotz der Stadt Bonn“, wie er es ausdrückt.

Es bleibt zu hoffen, dass auch bei der Ansiedlung neuer Unternehmen in Ratingen Menschen mit einer Vision tätig werden – und dass die Verwaltung entsprechende Pläne mit aller Kraft unterstützt.

Dr. Axel Mauersberger