Kommunale Halbzeit - wo steht Ratingen?


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Die kommunale Legislaturperiode 2020 bis 2025 in Nordrhein-Westfalen hat ihre Halbzeit erreicht. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat daher für die Landesvereinigung der Unternehmensverbände ein aktuelles Kommunalranking der fast 400 Gemeinden des Landes NRW erstellt. Ergebnis: Ratingen steht eigentlich gar nicht schlecht da. So hat die Stadt mit dem elften Rang im Themenbereich Wirtschaft die Top Ten in NRW nur knapp verpasst. Allerdings liegen zwei andere Städte im Kreis Mettmann weit vorn: Monheim auf Platz 1 und Langenfeld auf Platz 5. Da ist also noch Luft nach oben für unseren Standort.

Was nicht so positiv ist, ist die fehlende Dynamik. In diesem Bereich liegt Ratingen ziemlich weit hinten – und zwar in der hinteren Hälfte aller NRW-Gemeinden. Die geringe Dynamik teilt sich Ratingen allerdings mit vielen Städten der Metropolregion Düsseldorf – denn auch Meerbusch, Langenfeld und Hilden findet man erst in der hinteren Hälfte der Tabelle. Zufrieden sollte man damit dennoch nicht sein.

Denn wenn es mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt weiter aufwärts gehen soll, brauchen wir mehr Dynamik – und weniger Verwaltung des Ist-Zustands. Dazu benötigen wir frische Ideen, wie wir mehr Unternehmen für unseren Standort begeistern können. Dabei geht es natürlich um Interessenten für den Bürostandort Ratingen-Ost – aber auch um produzierende Unternehmen, die für einen gesunden Branchenmix sorgen. Gerade in einer Zeit, in der manches Bürogebäude aufgrund von mehr mobiler Arbeit nur teilweise belegt ist, müssen wir uns um den Teil der Wirtschaft kümmern, in dem noch der Blaumann zur Arbeitskleidung zählt. Das betrifft sowohl die ansässigen Unternehmen als auch potenzielle Zuzugskandidaten. Diese Unternehmen darf man nicht vergrätzen – schon gar nicht, indem man in Planungen zur städtebaulichen Entwicklung mit Wohnbebauung und grüner Wiese liebäugelt, wo jetzt mittelständische produzierende Unternehmen ansässig sind und Fertigungshallen stehen. Es geht darum, die Bedürfnisse dieser Wirtschaftsteile angemessen zu berücksichtigen, weil sie standorttreu sind und nicht von heute auf morgen ihre gemieteten Büroräume aufgeben. Wenn Produktionsunternehmen ihren Standort einmal verlassen haben, kommen sie sicher nicht zurück.

Daher ist die Bestandspflege gepaart mit behutsamer Standortentwicklung so wichtig – nicht nur in Ratingen-West, aber auch dort. Eine wichtige Aufgabe für die städtische Wirtschaftsförderung.

Dr. Axel Mauersberger