Feel good at work


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Wissen Sie, was ein CHO ist? Ich wußte es auch nicht, jedenfalls bis vor kurzem. An englische Vorstandsbezeichnungen wie CEO (Chief Executive Officer) oder COO (Chief Operating Officer) haben wir uns ja alle gewöhnt, aber CHO? Es handelt sich um den Chief Happiness Officer – ja richtig, es geht um Glück und Zufriedenheit. Aber nicht für die Kunden, sondern in erster Linie für die Mitarbeitenden. Dazu passt in der Personalabteilung dann der Feel-Good-Manager.

Was auf den ersten Blick wie ein Scherz klingt, ist aber blutiger Ernst. Denn die Zeiten haben sich radikal gewandelt. Gab es noch Anfang des Jahrtausends im Regelfall auf jede Stellenanzeige eine Vielzahl von Bewerbungen, kämpfen die Unternehmen heute um jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter. Der Fachkräftemangel betrifft alle Branchen, mehr als die Hälfte der Unternehmen kann nicht alle offenen Stellen besetzen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag DIHK geht davon aus, dass in Deutschland zwei Millionen Arbeitsplätze nicht besetzt werden können. Am größten ist das Problem bei Gesundheits- und Sozialdienstleistern, gefolgt vom Maschinenbau.

Auch bei den Ausbildungsstellen gibt es noch viele Vakanzen – nach den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit waren im Juni bundesweit noch etwa 256 000 Ausbildungsplätze nicht besetzt. Dafür gibt es mehrere Gründe – einerseits sinkt die Ausbildungsfähigkeit seit Jahren, die Unternehmen müssen häufig Jugendliche erst einmal an eine Ausbildung heranführen. Andererseits definiert sich die Schulpolitik seit vielen Jahren darüber, wie viele junge Leute das Abitur machen. Dass die dann nach bestandenem Abitur von den Eltern zum Studium angehalten werden, ist nur natürlich – auch wenn für einen erheblichen Teil eine Ausbildung der sinnvollere Start wäre.

Was bedeutet das für die Unternehmen? Einerseits müssen sie neue Wege gehen, um an Auszubildende zu gelangen – vielleicht ein witziges Video auf tiktok oder Facebook? Dann geht es darum, die Mitarbeitenden im Unternehmen zu halten – das geht natürlich über die Bezahlung, aber Geld allein ist nicht alles. Genauso kommt es darauf an, dass die Arbeit Spaß macht und man von den Kolleg*innen geachtet wird. Und da kommt vielleicht der Feel-Good-Manager ins Spiel – auch wenn man sich ein Grinsen nicht verkneifen kann, wenn man die Jobbezeichnung zum ersten Mal hört.

Dr. Axel Mauersberger